Entschuldigung (Kapitel 7)

George sah nicht einmal auf, als die beiden wieder in den Wagen kletterten. Nur Tim hob seinen Kopf und sah die beiden aufmerksam an. Lucky öffnete verschlafen ein Auge und sah ebenfalls zu den beiden, ließ seinen Kopf aber auf seinen Pfoten liegen.
„Hey, George“, meinte Mike.
George setzte sich kerzengerade auf. Lucky winselte leise und hob nun doch den Kopf. „Was?“, sagte das Mädchen.
„Klappt ja doch“, Mike grinste Svenja an, die erwiderte das Grinsen.
George sah die beiden verständnislos, aber mürrisch, an. „Was wollt ihr von mir?“
„Wir wollen nichts von dir“, meinte Svenja und lächelte zögernd. „Wir...na ja, wir wollten uns entschuldigen.“
„Ihr wollt was?“, fragte George erstaunt.
„Uns entschuldigen“, wiederholte Mike. „Wir haben unseren Fehler erkannt.“
„Unsere Fehler“, korrigierte Svenja und sah Mike belustigt an.
„Jaja, schon gut…!“, kommentierte Mike beleidigt.
„Und?“, fragte George.
„Also, wir haben jetzt verstanden, dass du nicht Georgina bist. Du bist George und das wollen wir respektieren“, erklärte Svenja. „Und…“
„…außerdem haben wir selber einen Fehler gemacht, weil wir dich beschimpft haben, du hättest gelogen. Aber das stimmt nicht“, ergänzte Mike. „Du hast uns deinen Namen gesagt und wir gingen davon aus, dass du ein Junge seist. Es war allein unserer Fehler, du hattest keine Schuld. Deshalb bitten wir dich um Entschuldigung.“
Georges Gesicht hatte sich während der Aussagen der beiden immer mehr erhellt und jetzt lächelte sie. Sie war erstaunt darüber, dass die beiden das so schnell verstanden hatten, freute sich aber umso mehr.
Als sie die nervösen Blicke der beiden bemerkte, grinste sie breit.
„Entschuldigung angenommen“, lachte sie zufrieden.
Svenja und Mike fiel ein Stein vom Herzen.
„Heißt das, wir sind jetzt so was wie…Freunde?“, fragte Mike.
„Ja klar, was denn sonst?“, fragte George.
„Freunde!“, rief Svenja begeistert und hielt ihre Hand in die Mitte. Mike legte seine Hand darauf. Und George tat es ihm nach.
„Freunde!“, riefen die drei begeistert.
George war glücklich. Sie hatte doch noch Freunde gefunden. Und zwar wirkliche Freunde, das wusste sie.
„Ich muss mir überlegen, wie ich Joy und Joel austrickse. Sie machen immer alles kaputt. Ich muss es ihnen heimzahlen“, sagte sie.
„Wir helfen dir“, versprach Mike.
„Natürlich, mit Vergnügen“, stimmte auch Svenja zu. „Ich habe es eh immer satt, dass die beiden immer bevorzugt werden. Sie sind so etwas wie Luys Schoßhündchen.“
Mike nickte. „Sie denken, sie wären die besten und versuchen deshalb, ihre Konkurrenten auszuschalten.“
„Oh Mann!“, meinte George. „Sie sehen mich als Konkurrenz!“
„Warum ausgerechnet dich?“, fragte Mike.
„Weil ich mit Tim und Lucky sehr gute Tricks kann. Luy war auch begeistert und das gefällt den Zwillingen natürlich nicht. Ich könnte ja auch ein Nachwuchsdresseur werden“, erklärte das Mädchen. „Aber ich will ja kein Nachwuchsdresseur sein. Ich will nur zwei schöne Ferienwochen hier verbringen, nichts anderes. Ja, natürlich würde ich auch gerne eine Vorstellung haben, aber ich bleibe ja nicht für immer. Die beiden aber schon, oder?“
„Ja“, Mike nickte. „Sie bleiben immer hier. Ihre Eltern sind immer auf Geschäftsreisen und haben keine Zeit. Auch Sonja, die Zimmerkameradin der beiden, bleibt immer hier. Ihre Mutter ist Vagna, die Dompteurin.“
„Das ist ja schon cool, im Zirkus zu leben, weil die Mutter da arbeitet…“, meinte George verträumt.
„Aber auch anstrengend“, erklärte Svenja. „Ansonsten sind wir alles Ferienkinder. Ich verbringe zum Beispiel jede Ferienwoche, die ich habe, hier. Ich will nämlich eine Zirkuskönigin werden.“
„Du?!“, fragte George entgeistert. „Die Zirkuskönigin?“
Svenja wurde rot. „Ja…“
„Na dann viel Glück. Vielleicht kannst du mir ja mal ein paar Sachen beibringen. Ich will so viel wie möglich lernen“, meinte George und freute sich für Svenja.
Die sah sie ganz verwirrt an. „Du bist mir nicht böse oder so? Weil du wolltest ja Svipa herausfordern…?“
„Ach ja… Vielleicht. Ich überleg‘s mir noch“, George grinste. „Ich weiß nicht Recht, ob die Höhe was für mich ist. Aber ich stelle es mir schon cool vor. Aber da Svipa ja deine Lehrerin ist, oder?, lass ich das, glaube ich, lieber.“
Svenja lächelte. „Ja, sie ist meine Lehrerin und eine wirklich gute“, erklärte sie. „Sie wird dir bestimmt auch ein paar Stunden geben.“
„Dann sag ihr aber nichts davon, dass ich sie hatte herausfordern wollen!“, meinte George hastig. „Sonst macht sie das bestimmt nicht!“
„Ich sag ihr schon nichts, versprochen.“
„Gut.“
Mike grinste die beiden Mädchen an. „Ach schade, ich hätte gerne das Spektakel gesehen“, beschwerte er sich.
„Jaja, du findest ja alles cool, solange du dich nicht selbst blamierst!“, lachte Svenja.
„Stimmt doch gar nicht!“, protestierte Mike.
„Wann halten wir eigentlich und bauen das Zelt auf um eine Vorstellung zu machen?“, fragte George neugierig und unterbrach so den kleinen Streit.
„Heute Abend wollen wir ankommen, in Glanzberg“, erklärte Svenja. „Dort werden wir die zwei Wochen verbringen. Die erste Woche zum üben und in der zweiten Woche wird dann jeden zweiten Tag eine Vorstellung kommen.“
„Okay, genug Zeit um mir alle Berufe anzusehen“, überlegte George. „Und dann kann ich mich entscheiden.“
„Genau“, Svenja grinste.
Mike lächelte.
„Was bist du eigentlich, Mike?“, fragte George.
„Ich werde ein Clown“, meinte Mike stolz. „Ein Weißclown.“
„Clown, verstehe ich, Weißclown, hä? Was ist das?“
Mike grinste. „Der Weißclown ist der Clown, der meistens als klüger erscheint. Er kann alles besser als der dumme Clown. Er ist meistens weiß angezogen und angemalt.“
„Ach deshalb! Es sind also der kluge und der dumme Clown!“, rief George. „Jetzt hab ich’s kapiert!“
„Na ja, ja… Das heißt aber nicht, dass der dumme Clown wirklich dumm ist“, fügte Mike hinzu.
„Schon verstanden“, lachte George. „Dir macht es Spaß, oder?“
„Na logo!“
„Gut“, das Mädchen zwinkerte. „Ich freue mich schon, wenn wir endlich anhalten. Ich will den Zirkus erkunden!“
„Ach, so spannend ist es gar nicht...aber schon ein bisschen“, meinte Svenja.
„Ich finde alles Neue spannend!“, erwiderte George.
„Das ist eine super Einstellung. Und ich glaube, du hast sogar schon zwei Reiseführer“, Mike grinste.
„Na ja, ein Clown und Reiseführer, ich weiß ja nicht, wo das hinführt…!“, bemerkte George und lachte.
„Ey, keine Beleidigung!“, beschwerte sich Mike und zog eine Grimasse.
Svenja prustete los.
„Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht?“, fragte Mike und sah unschuldig drein.
„Ähm…gar nichts“, kicherte George.
„Ich kann aber noch was ganz anderes!“, rief Mike zufrieden. Er wusste sehr wohl, weshalb die beiden lachten. Und jetzt war er in seinem Element. Er begann, mit seinen Ohren zu wackeln.
„Wie machst du das?“, fragte George begeistert und versuchte, nicht zu lachen.
„Ganz einfach…so“, er wackelte erneut mit den Ohren.
„Wie ganz einfach?!“, verlangte George zu wissen. „Zeig es mir!“
„Na gut“, der Junge grinste und freute sich, dass man seine Künste toll fand. Und so begannen die drei, das Ohrenwackeln zu üben. Mike machte es vor, Svenja und George versuchten, es ihm nachzumachen. Erst später am Nachmittag hörten sie auf, weil alle drei Lachkrämpfe bekamen. Da blieb ihnen ja nichts anderes übrig.
„Wir spät ist es eigentlich?“, fragte Svenja.
„Einen Moment…“, George sah auf ihre Uhr. „17 Uhr 35.“
„Oh, echt!“, fragte Mike erstaunt.
„Jep“, meinte George und grinste.
„Dann sind wir bestimmt bald da! Und dann gibt es Abendbrot!“, freute sich Mike.
„Abendbrot…“, George sah sehnsüchtig drein. „Ich hab Hunger!“
„Dauert ja nicht mehr lange“, murmelte Svenja. „Wollen wir rausgehen und nach Glanzberg Ausschau halten?“
„Bin dabei“, meinte George sofort. „Ach du meine Güte! Habt ihr Sammy denn wieder angebunden?!“
„Natürlich!“, meinte Mike beleidigt. „Wir sind doch nicht blöd!“
„Bei dir bin ich mir ja nicht so sicher“, stichelte Svenja frech.
„Jetzt hör doch mal auf!“, schimpfte Mike.
„Jaja, schon gut. War nicht so gemeint.“
„Können wir jetzt?“, fragte George und sprang aus dem Wagen. Sie kletterte wieder auf Sammys Rücken, auch wenn er keinen Sattel trug. Ohne gefiel es ihr ja doch besser. Sie löste seinen Strick und klopfte ihm den Hals. Jetzt hatte er nur noch sein Halfter um.
Sie trabte in einem ruhigen, gemäßigten Tempo und genoss die Aussicht. Hier war sie noch nie gewesen und sie war aufgeregt darauf, was sie jetzt alles kennenlernen durfte. Sie freute sich schon so sehr darauf!
Mike und Svenja liefen neben dem Wagen her, bis sie sich auf dem Kutschbock niederließen und die Natur genossen.
Es dauerte nicht lange, da erblickte George ein Dorf, größer als das Felsendorf. Und es war schon kein Dorf mehr, sondern eine Stadt. Von weitem leuchteten ihr schon die Lichter entgegen und dabei war es noch nicht einmal dunkel. Aber sie verstand, warum diese Stadt Glanzberg hieß.
„Da ist Glanzberg“, gab sie an Mike und Svenja weiter. „Und es glänzt ja wirklich!“
„Ja, Glanzberg kommt ganz seinem Namen nach“, meinte Svenja grinsend.
„Und da werden wir Vorstellungen machen?“
„Ja, da.“
„Aber, das ist so groß!“
„Na und, da gibt es auf jeden Fall genug Publikum!“
Und George wurde plötzlich nervös. Nie war ihr so bewusst, wie viel Publikum es gab. Nein, nicht nur ein Dutzend Zuschauer, sondern gleich Hunderte! Und sie selbst würde bis dahin ein Showprogramm auf die Beine stellen und es dem Publikum vorstellen. Darauf freute sie sich schon sehr.

© by George28

Kommentare: 5 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Hannes (Dienstag, 15 Oktober 2013 15:56)

    Ich freue mich schon auf die Rache an den Zwillingen :)

  • #2

    George28 (Dienstag, 15 Oktober 2013 15:57)

    Ja, irgendwann ;) wenn ich es schaffe

  • #3

    Hannes (Mittwoch, 16 Oktober 2013 14:42)

    Super ;)

  • #4

    fuenffreundegeorg (Freitag, 20 Dezember 2013 10:05)

    Ich drucke mir jetzt alles aus. @George28: wen ich fertig mit lesen bin, schreibe ich dir im letzten kapitel, wie ich diganze Geschichte fande!!:)

  • #5

    Phil (Mittwoch, 24 Dezember 2014 09:46)

    Darf ich beim drehen sukuke